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Dossier

Salafismus und Jihadismus

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Die Salafismus genannte Form des radikalen politischen Islams hat sich in Deutschland wie in vielen anderen Ländern zu einer virulenten Jugendbewegung entwickelt. Die Ursachen dafür wurden von Wissenschaftlern und Politkern bislang vorrangig in den Defiziten der Einwanderungsgesellschaft ausgemacht, in der mangelnden Anerkennung der Postmigranten, ihren Diskriminierungserfahrungen und vergleichsweise schlechten Bildungsabschlüssen. Dieses Szenario erklärt allerdings weder die hohe Anzahl an Konvertiten innerhalb der salafistischen Bewegung noch den Umstand, dass auch Jugendliche aus privilegierten Familien in ihren Reihen aktiv sind. Die Reduzierung auf endogene Faktoren berücksichtigt außerdem nicht, dass Salafismus in seiner militanten Variante, dem Jihadismus, ein globales Phänomen darstellt, das in fast allen sunnitisch geprägten Ländern zu einem ernsten gesellschaftlichen Problem geworden ist. Die lokalen und nationalen Kontexte sind dabei durchaus divers. In einigen Teilen der Welt profitierten Salafisten und Jihadisten von den Wahlerfolgen islamistischer Parteien, in anderen von ethnischen Spannungen, und immer wieder auch von schwachen staatlichen Strukturen. Islamistischer Extremismus wird außerdem durch verfehlte Interventions- und Integrationspolitiken begünstigt. Die Ursachen sind so verschieden wie ökonomische, soziale und politische Probleme in unterschiedlichen Teilen der Welt nur sein können, die Kultur, das politische Programm und die Aktionsformen von Salafisten gleichen sich jedoch weltweit. Salafismus ist eine transnationale Bewegung, ein utopisches Gegenmodell zu real existierenden Gesellschaftsformen und bietet seinen Anhängern „Heimat“ in einer unübersichtlichen Welt. Er zeichnet sich durch eine rigide Geschlechterordnung aus, die überraschenderweise auch für Frauen attraktiv ist, durch ein strenges Regelsystem, dem der Einzelne sich zu unterwerfen hat, sowie durch die Gleichzeitigkeit von Autoritarismus und anarchischen Freiräumen. Für junge Männer bietet er in seiner Variante des Jihadismus eine Spielwiese des Heroischen, die seltsam anachronistisch wirkt. Salafisten und Jihadisten grenzen sich von traditionellen islamischen Organisationen ab, sind aber dennoch auf die Akzeptanz oder zumindest die stillschweigende Duldung konservativer Muslime angewiesen. Für viele sind sie die „jungen Wilden“ der Ummah, denen man zwar ambivalent, nicht aber ohne Verständnis gegenübersteht.

Im Rahmen eines fortlaufenden Dossiers stellen wir kurze, aber prägnante Informationen zum islamischen Extremismus sowie seinen salafistischen und jihadistischen Spielarten in unterschiedlichen Ländern der Welt zum Herunterladen für Interessierte auf unsere Homepage. Die internationale Verbreitung des Phänomens und seine Gemeinsamkeiten aber auch regionale und lokale Unterschiede werden dabei genauso sichtbar wie transnationale Vernetzungen. Außerdem werden wir verschiedene themenzentrierte Beiträge zum Jihadismus (u.a. Geschlechterverhältnisse, Finanzströme, Problematiken der Einwanderungsgesellschaften) auf unserer Internetplattform zugänglich machen. Von Februar bis Juli können Sie in loser Folge Artikel einsehen und herunterladen, die sich speziell an Interessierte aus Politik, Jugend- und Integrationsarbeit sowie den Sicherheitsorganen richten. Unser Ziel ist es wissenschaftliche Ergebnisse für Praktiker nutzbar zu machen. Bei Bedarf nach weiteren Informationen helfen wir auf Anfrage gerne weiter.

Inhalt

  1. Einführung
  2. Afghanistan
  3. Irak
  4. Libanon
  5. Malaysia
  6. Marokko
  7. Tunesien
  8. Türkei

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