Das FFGI distanziert sich aufs Schärfste von Boris Palmers Äußerungen.
Er hat die sehr gute und differenzierte Tagung „Migration steuern, Pluralität gestalten“ schwer beschädigt.
Sein Verhalten war absolut inakzeptabel.
Im Rahmen der Konferenz vom 28. April 2023 kam es zu einem Eklat und einer anschließenden Rufmordkampagne gegen Prof. Dr. Susanne Schroter, die Leiterin des Forschungszentrums. Wir stellen hier eine Übersicht über die Ereignisse vor, während und nach der Konferenz dar.
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„[…] Es gibt ein Muster. Kleine radikale Gruppen greifen einzelne Wissenschaftler an, denunzieren sie als Rassisten oder Rechtspopulisten. Andere Wissenschaftler, die die gleiche Agenda teilen, unterstützen die Angreifer anonym im Hintergrund, zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt auch offen. Inhaltlich werden die Vorwürfe in der Regel nicht begründet. Man verlässt sich darauf, dass die Denunziation allein schon Wirkung entfalten wird. […]“
„[…] Sie wurden auch früher schon scharf kritisiert, so für eine Konferenz über das Kopftuch, mit Alice Schwarzer als Referentin. Sind Ihre Konferenzen zu einseitig? Schröter: Sehen Sie, das ist genau die Methode der Delegitimierung: Man nennt nur den Namen der sehr kopftuchkritischen Feministin Alice Schwarzer, dabei waren damals auch starke Verteidigerinnen zugegen, etwa Khola Maryam Hübsch. Zwei meiner Referentinnen trugen Kopftuch, ebenso eine der Moderatorinnen, die damals gerade bei mir promovierte. Trotzdem wurde ich als antimuslimische Rassistin niedergemacht. An der Niedermache beteiligten sich sogar Aktivisten aus dem Umkreis geladener Referenten. Warum ist das eigentlich kein Skandal? ZEIT: Sie haben auch schon Konferenzen gemacht, auf denen fast ausschließlich Muslime referierten. Schröter: Das hat mich aber nicht geschützt. 2022 hatten wir eine Konferenz zum queeren Islam, da waren schwule Imame, eine Dragqueen, Islamwissenschaftler – am Ende haben Studenten mich als Zerstörerin des Islams denunziert. […]“
„[…] Schröter erklärte weiter, dass Palmer «in eine Falle getreten sei». Er habe sich in Tübingen um Flüchtlinge verdient gemacht. Dennoch habe er Dinge gesagt, «die ein Oberbürgermeister nicht sagen darf». Die Einladung an Palmer sei im Nachhinein ein Fehler gewesen. «Ich ärgere mich, dass ich Palmer eingeladen habe.» Doch sie übte auch Kritik: Alle Rednerinnen und Redner seien durch einen lärmenden Mob als rassistisch beleidigt worden. «Den ganzen Tag herrschte ein Klima von Angst und Stress». […]“
„[…] Pragmatischer Blick auf die Migrationspolitik.
Darum aber sollte es gehen. Susanne Schröter hatte die Konferenz explizit mit dem Ziel organisiert, einen pragmatischen Blick auf die Migrationspolitik zu werfen. Viele Berufspraktiker kamen zu Wort, ganz im Sinn der „Dritten Mission“ der Universität, eine Brücke zur Bürgergesellschaft zu schlagen. Keiner der Redner sprach sich prinzipiell gegen Migration aus, einig war man sich aber darin, dass auch Defizite der Migration angesprochen werden müssten, gerade angesichts der Tatsache, dass viele Institutionen an der Belastungsgrenze seien. […]“
28. April 2023, 10 Uhr
Gebäude „Normative Ordnungen“, Max-Horkheimer-Str. 2, Frankfurt am Main
Konferenz unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein.
Kooperationsveranstaltung des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam (FFGI) und der gemeinnützigen Hertie-Stiftung
Deutschland ist eine Einwanderungsgesellschaft, deren zunehmende Diversität sowohl positive Effekte als auch Herausforderungen mit sich bringt, denen sich Politik, Gesellschaft und Wirtschaft stellen müssen. Dabei zeichnen sich drei Bereiche ab, in denen unterschiedliche Konzepte zum Tragen kommen müssen:
Welche Konzepte sich als geeignet erwiesen haben, wird wissenschaftlich und politisch kontrovers diskutiert. Im Rahmen der Konferenz wollen wir die Debatte auch vor dem Hintergrund prekärer Entwicklungen in den Kommunen, im Bildungssektor, in der Justiz, sowie in staatlichen Institutionen, die mit der Administration von Verfahren befasst sind, diskutieren.
Die Veranstaltung ist kostenfrei, alle Referenten in Präsenz.
Die Videos der Konferenzbeiträge werden wie bislang auch immer nach Post-Production in der Mediathek bzw. auf YouTube veröffentlicht.
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→ Veranstaltungen
Das neuste Buch von Susanne Schröter (Erschienen im August 2022).
Wie der Westen seine Glaubwürdigkeit zurückgewinnt
Selten schien der Westen so geschlossen wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs. Die Werte der Freiheit und Demokratie galt es gegen ein autokratisches System zu verteidigen. Doch hinter der vermeintlichen Geschlossenheit zeigten sich schnell die ersten Bruchstellen. Wie werden wirtschaftliche Zwänge mit politischen Zielen in Einklang gebracht? Wie viel sind dem Westen die eigenen Ideale wert? Dass sich dahinter ein tiefgreifendes strukturelles Problem des Westens verbirgt, zeigt die Ethnologin und Islamexpertin Susanne Schröter in ihrem neuen Buch. Angesichts der jüngsten Konflikte in der Ukraine, in Afghanistan und Mali sowie der Planlosigkeit westlicher Regierungen im Umgang mit Migrationsbewegungen, Islamismus und Cancel Culture diagnostiziert sie einen zwischen Hybris und Selbsthass gefangenen Westen, der unentwegt die Werte der Demokratie beschwört, sie aber gleichzeitig immer dann verrät, wenn es darauf ankommt. Befindet sich der Westen auf dem besten Weg, die eigene innen- wie außenpolitische Glaubwürdigkeit zu verspielen? In ihrem analytisch klugen und thesenstarken Buch gibt Susanne Schröter die Antwort.
Verlag Herder. 2022 · 240 Seiten · ISBN 978-3-451-39367-9 · Klappenbroschur
Weitere Informationen auf den Seiten des Verlags.
Ist denn der Westen für alle Übel dieser Welt verantwortlich?
Narzissmus und Selbsthass: Ob Arabischer Frühling oder Afghanistan, immer wieder scheitert der demokratische Aufbruch an lokalen Traditionen. Die Ethnologin Susanne Schröter plädiert für einen realpolitischen Kurswechsel.
Seit dem Rückzug aus Afghanistan und dem Ukrainekrieg hat sich zur Gewissheit verdichtet, dass die westliche Politik seit dem Fall der Mauer auf falschen Annahmen fußte. Der Glaube an die Exportierbarkeit der Demokratie vernachlässigte den Eigensinn von Kulturen und Traditionen, in denen die individuelle Freiheit kein großes Ansehen genießt und sich keine Zivilgesellschaft herausgebildet hat, auf denen eine Demokratie aufbauen könnte. Vom Arabischen Frühling über Afghanistan bis Mali zeigte sich immer dasselbe Bild: der demokratische Aufbruch zerschellte an lokalen Traditionen, seien es die staatsfernen Stammesgesellschaften in Afghanistan oder der weithin akzeptierte politische Nepotismus in Mali. Militärische Interventionen wie im Irak hinterließen ein Scherbenfeld und einen Nährboden für autokratische Regime und den Dschihadismus.
Für die Ethnologin und Islamforscherin Susanne Schröter ist das politische Scheitern eine Folge von Hybris und Selbsthass. Man stellte sich andere Länder und Regionen nach dem eigenen Bild als gelehrige Schüler vor, die im Prinzip die gleichen Werte teilen und durch Dialog und Handel dazu gebracht werden könnten, sie endlich politisch zu verwirklichen. Zugleich desavouierte man diese Werte im Inneren durch eine Identitätspolitik, die in grandioser Einseitigkeit und auf dünnster empirischer Grundlage ein Zerrbild des Westens zeichnet, der für alle Übel dieser Welt verantwortlich gemacht wird. …Weiterlesen
— Thomas Thiel, Redakteur im Feuilleton, FAZ, 25.10.2022
„[…] [D]as ist das faktenbasierte Wissen einer skrupulös arbeitenden Wissenschaftlerin.“
— Marko Martin, Deutschlandfunk, 31.08.2022
„Durchweg liefert Schröter einen beachtenswerten Problemaufriss […].“
— Armin Pfahl-Traughberg, Humanistischer Pressedienst, 05.10.2022
„[…] schonungslose und kritische Bestandsaufnahme europäisch-transatlantischer Politik […].“
— Jens-Uwe Jopp, Leipziger Zeitung, 01.10.2022
„In ‘Global gescheitert?’ akzentuiert Susanne Schröter die innere Gefährdung des Westens.“
— Sylke Kirschnick, Literaturkritik.de, 24.11.2022
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→ Buchvorstellung und Diskussion (YouTube)
FFGI Working Paper
Autor: Tim Stosberg
Herausgeberin: Prof. Dr. Susanne Schröter, Direktorin des FFGI
Frankfurt 2022
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Buch von Susanne Schröter (August 2021).
Muslim*Innen, die neben Allah die Göttin des Südmeeres verehren, das rituelle Fasten durch Arbeit ersetzen oder den Koran feministisch auslegen: Susanne Schröter führt kurzweilig durch unbekannte Welten des Islams, die vor allem eines gemeinsam haben: Sie gehören zu den "bedrohten Arten", die von Fundamentalisten und Radikalen bekämpft werden.
Die tanzenden Derwische in der Türkei haben eine eigene Orthodoxie ausgebildet, während es auf dem Balkan seit langem einen unorthodoxen, genuin europäischen Islam gibt. Im Sudan unterläuft der Zar-Kult rigide Scharia-Regeln. Im Senegal leiten mächtige Scheichs zu einem Leben im Rhythmus von Gebet, Arbeit und Musik an. In Malaysia existieren alte muslimische Matriarchate, während in den USA eine progressive muslimische Subkultur blüht und in Deutschland liberale Vereinigungen mit Imaminnen entstehen. Mit den Ibaditen im Oman ist eine traditionell tolerante Glaubensrichtung zu entdecken. In Pakistan haben sich Sufi-Heiligtümer zu gesellschaftlichen Freiräumen entwickelt, auch für Transgender. Auf der Insel Java ist der Islam mit Hinduismus und Buddhismus verschmolzen, und in China entwickelt sich unter den Augen der KP ein interreligiöser Islam. Susanne Schröters erstaunliche Reise durch das islamische Multiversum zeigt auf schönste Weise, dass die zweitgrößte Weltreligion vielfältiger, "diverser", kreativer und pragmatischer ist, als es uns islamische Fundamentalisten und wütende Islamkritiker glauben machen wollen.
C.H.BECK. 2021 · 203 Seiten · ISBN 978-3-406-77492-8 · Klappenbroschur
Weitere Informationen auf den Seiten des Verlags.
„Reibungspunkte mit der modernen Welt: Susanne Schröter manövriert durch die kulturelle Vielfalt des Islams“
Buchbesprechung von Lutz Berger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu Frau Prof. Schröters Buch „Allahs Karawane“.
→ Beitrag lesen (FAZ.net)
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Das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam (FFGI) dokumentiert mit Texten und Bildern seine Entwicklungsgeschichte, Veranstaltungen und Forschung in einer Broschüre. Das FFGI-Team wünscht viel Spaß beim Blättern und eine aufschlussreiche Lektüre.
„Im Namen des Islam: Wie radikalislamische Gruppierungen unsere Gesellschaft bedrohen“ (April 2021) ist die unter anderem Titel im Pantheon Verlag erschienene Taschenbuchauflage von „Politischer Islam – Stresstest für Deutschland“ (2019).
Die Mehrheit der Deutschen glaubt, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Sie verbinden die zweitgrößte Weltreligion vor allem mit dem Terror im Namen eines unbarmherzigen Gottes, der Unterdrückung von Frauen und Minderheiten sowie einer Ablehnung westlicher Werte. Für diese Assoziationen gibt es nachvollziehbare Gründe, die aus dem Erstarken des politischen Islam resultieren. Dieser übt durch machtbewusstes und strategisch geschicktes Agieren seiner Funktionäre großen gesellschaftlichen Einfluss aus und dominiert zunehmend die staatliche Islampolitik sowie den öffentlichen Dialog. Vielen Menschen fehlt jedoch das Wissen über die Ursprünge und die Ausprägungen des politischen Islam, um Konfliktsituationen richtig einschätzen, angemessen zu argumentieren und handeln zu können. Das vorliegende Buch schließt mit seinem fundierten und verständlichen Überblick diese Lücke.
Gütersloher Verlagshaus 2019 · 384 Seiten · ISBN 978-3-579-08299-8 · Hardcover mit Schutzumschlag
Weitere Informationen auf den Seiten des Verlags.
Ein Gastbeitrag von Lucia Puttrich und Susanne Schröter (FAZ, 03.01.2021)
Die Hessische Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Bevollmächtigte des Landes Hessen beim Bund, Lucia Puttrich (CDU), und Prof. Dr. Susanne Schröter, Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam an der Universität Frankfurt, schrieben gemeinsam den FAZ-Beitrag „Eine Antwort auf den politischen Islam ist nötig“:
„Emmanuel Macron hat den richtigen Weg beschritten nach den islamistischen Anschlägen in seinem Land. Europa sollte die Kampfansage des französischen Präsidenten als Vorbild für eine gemeinsame Antiterrorstrategie nehmen. […]“ Den vollständigen Artikel lesen Sie hier.
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In muslimisch geprägten Staaten und in den muslimischen Diaspora-Gemeinschaften Europas gewinnen Islamismus und islamischer Fundamentalismus zunehmend an Bedeutung. Diese Entwicklung birgt erheblichen sozialen und politischen Sprengstoff. Gleichzeitig erarbeiten muslimische Intellektuelle und Gelehrte weltweit Konzepte eines Islams, der mit Demokratie, den Menschen-, Frauen- und Kinderrechten sowie humanistischen Idealen kompatibel ist.
Das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam versteht sich als Think Tank, der diese Dynamiken wissenschaftlich analysiert und ihre Relevanz für Deutschland herausarbeitet. Es verbindet regionale und nationale mit transnationalen und globalen Perspektiven und ist in der Lage, Zusammenhänge herzustellen und staatliche so wie zivilgesellschaftliche Akteure zu beraten.